Künstliche Intelligenz ist in der öffentlichen Kommunikation angekommen. Eine neue Studie zeigt, wie ambivalent die Schweizer Bevölkerung auf KI-Einsatz in Behörden reagiert. Warum das nicht nur die Verwaltung, sondern auch Unternehmen zum Handeln zwingt – und welche rechtlichen Fragen jetzt zu klären sind.
Ambivalenz trifft Realität: Die Haltung der Bevölkerung zur KI in der Kommunikation
Die aktuelle Studie von gfs.bern im Auftrag der Bundeskanzlei liefert erstmals ein umfassendes Bild darüber, wie die Schweizer Bevölkerung den Einsatz von KI in der Behördenkommunikation wahrnimmt. Der Grundtenor: Grundsätzlich besteht Offenheit – unter klaren Voraussetzungen. Bürgerinnen und Bürger erwarten Transparenz, menschliche Kontrolle, Datenschutz und Datensouveränität. Gleichzeitig wird der Einsatz von KI besonders für Übersetzungen, Zusammenfassungen und Textvereinfachungen positiv gesehen.
Diese selektive Akzeptanz ist ein Signal an die Behörden, aber auch an Unternehmen: Der technologische Wandel wird beobachtet – und bewertet. Dabei ist Vertrauen die Währung, mit der Innovationen bezahlt werden müssen.
Kommunikationswandel als kulturelle Herausforderung
Behörden stehen zunehmend unter Druck, digitaler, effizienter und zugänglicher zu werden. KI-Anwendungen können dabei unterstützend wirken – als „Co-Pilot“, nicht als Autopilot, wie es in den Interviews der Studie treffend formuliert wurde. Die bisherigen Projekte zeigen aber auch: Der Erfolg hängt nicht nur von der Technologie, sondern vor allem vom kulturellen Wandel ab. Dazu gehört etwa, die Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen, unnötige Automatisierungsversprechen zu vermeiden und realistische Erwartungen zu kommunizieren.
Ein ähnlicher Bedarf an kulturellem Wandel betrifft auch privatwirtschaftliche Organisationen. Die Einführung von KI-basierten Lösungen muss stets auch organisationsintern begleitet, kommunikativ vorbereitet und regulatorisch sauber verankert werden.
Rechtliche Einordnung und Herausforderungen
Für Unternehmen – insbesondere aus den Bereichen Kommunikation, Marketing, Customer Support oder Content-Produktion – stellt sich die Frage, wie KI-Einsatz rechtssicher möglich ist. Dabei sind verschiedene Rechtsgebiete tangiert:
- Datenschutzrecht: Werden personenbezogene Daten durch KI verarbeitet oder verwendet (z.B. bei Chatbots oder Content-Personalisierung), sind datenschutzrechtliche Transparenz-, Informations- und ggf. Einwilligungspflichten zu prüfen.
- Haftung: Wer haftet für falsche oder diskriminierende Inhalte, die von KI generiert wurden? Welche Rolle spielt die menschliche Kontrolle? Dies betrifft auch Fragen der Produkthaftung im digitalen Kontext.
- Vertragsrecht und Arbeitsrecht: Verträge mit Dienstleistern, die KI einsetzen, sollten klar regeln, wer für Fehler oder Verstösse verantwortlich ist. Auch arbeitsrechtliche Implikationen wie Mitbestimmungsrechte oder Schulungspflichten spielen zunehmend eine Rolle.
- Transparenzpflichten und regulatorische Vorgaben: Der AI Act auf EU-Ebene (und potenziell ähnliche zukünftige Regelungen in der Schweiz) erfordern klare Dokumentations- und Risikobewertungen beim Einsatz von KI-Systemen.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Behörden
Wie können Unternehmen und Behörden angesichts dieser rechtlichen Herausforderungen und gesellschaftlichen Erwartungen KI-basierte Lösungen verantwortungsvoll und rechtskonform umsetzen?
Der Aufbau einer klaren internen Governance, die Zuständigkeiten, Prozesse und Qualitätsstandards für KI-Projekte definiert, ist von zentraler Bedeutung. Bereits in einem frühen Stadium sollte juristische Expertise eingebunden werden, um die rechtliche Fundierung neuer Tools sicherzustellen. Eine gründliche Datenschutz-Folgenabschätzung ist erforderlich, um potenzielle datenschutzrechtliche Risiken frühzeitig zu erkennen und gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem ist eine präzise Dokumentation der verwendeten Systeme notwendig, insbesondere in Bezug auf Trainingsdaten, Entscheidungsgrundlagen und Quellen. Ebenso wichtig ist eine offene und transparente Kommunikation des KI-Einsatzes gegenüber Mitarbeitenden, Nutzerinnen und Nutzern sowie der Öffentlichkeit, um Vertrauen zu schaffen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.
Schlussfolgerung mit Weitblick: Was jetzt zählt
Die gfs.bern-Studie liefert einen differenzierten, empirisch fundierten Einblick in die gesellschaftliche Haltung zur KI in der Behördenkommunikation – und damit indirekt auch zur KI-Kommunikation im Allgemeinen. Die Bevölkerung akzeptiert technologische Innovation unter klaren Bedingungen – und erwartet Verantwortung. Wer heute KI integriert, muss dies mit Sorgfalt, juristischer Klarheit und gesellschaftlichem Feingefühl tun.
Die rechtliche Landschaft wird sich in den nächsten Jahren dynamisch entwickeln – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Unternehmen und Behörden sind gut beraten, sich schon jetzt auf regulatorische Anforderungen vorzubereiten und entsprechende Prozesse zu etablieren. Denn wer heute handelt, sichert sich morgen Vertrauen und Wettbewerbsvorteile.
Quellen